Das Pedelec von Monika Joos ist brandneu. Es ist noch keine vier Wochen alt. „Bisher bin ich immer mit einem normalen Rad gefahren. Aber ich habe Probleme mit dem Fersensporn“, sagt die 62-Jährige. Deshalb sei sie nun auf ein Pedelec umgestiegen. „Aber ich fühle mich noch unsicher“, sagt sie.

Werner Frank zeigt Monika Joos, wie sie den Computer ihres neuen Pedelecs richtig bedient.
Werner Frank zeigt Monika Joos, wie sie den Computer ihres neuen Pedelecs richtig bedient. | Bild: Kerstin Steinert

Michaela Vogel, 60 Jahre, steht neben Monika Joos. Sie nickt eifrig. Auch sie ist Pedelec-Anfängerin. „Das Rad ist auch schwerer. Vom Gewicht her ist das eine andere Hausnummer“, ergänzt sie.

Werner Frank ist froh, dass die Frauen zu ihm gekommen sind. Er gibt im Rahmen der Initiative Radspaß regelmäßig Fahrsicherheitstrainings für Fahrräder mit elektrischem Motor. „Wir wollen, dass sich die Fahrer auf ihren E-Bikes und Pedelecs sicherer fühlen“, sagt Frank, der selbst begeisterter Radler ist – egal ob auf einem normalen Drahtesel oder Pedelec.

An rund ein Drittel der Fahrradunfälle im Landkreis Konstanz sind laut Angaben des Polizeipräsidiums Konstanz Pedelec und E-Bike-Fahrer beteiligt. Dabei sind die Unfallbeteiligten meist älter. Das ergibt sich aus der Unfallstatistik des Bundes.

Von 23.900 registrierten Unfällen (2022) bundesweit sind über 7000 Unfallbeteiligte über 65 Jahre alt. Eine der häufigsten Ursachen bei Unfällen mit E-Bikes oder Pedelecs ist, dass die Radler ihr elektrisches Fahrrad und ihr Können unter- beziehungsweise überschätzen.

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Die Teilnehmer, die gewöhnlich bei Frank den Kurs belegen, seien über 60 Jahre alt und es nicht gewohnt, mit wenig Kraft so schnell voranzukommen. „Es sind viele zu sehen, die mit wenig Pedalumdrehungen hohe Geschwindigkeiten fahren. Das bedeutet, es wird mit der höchsten E-Unterstützung im größten Gang gefahren“, sagt Frank.

Besser sei es, mit der niedrigsten Unterstützung zu fahren und nur bei Steigungen die hohe Unterstützung zu wählen. Aber das ist nur ein Tipp, den Frank gibt. Welche weiteren hat er?

1. Das A und O ist das richtige Bremsen

Wer Radfahren will, sollte vor allem eines können: richtig bremsen. „Man sollte immer beide Hände am Lenker haben und bremsbereit sein“, sagt er.

Auf den Punkt bremsen: Rechte Handbremse mehr ziehen Video: Kerstin Steinert

Die meisten Räder haben zwei Handbremsen, Rücktrittbremsen sind seltener. Beim Bremsen mit den Handbremsen ist zu beachten: Hinten stärker bremsen, vorne sanfter. Generell ist die rechte Handbremse die Hinterrad-, die linke Bremse die Vorderradbremse.

Wer langsam fahren kann, fährt sicherer Video: Kerstin Steinert

Aber warum sollten Radler nun stärker die Hinterradbremse nutzen? Das hängt mit der Gewichtsverteilung zusammen. Beim Bremsen verlagert sich das Gewicht nach vorne. Wer dabei auch noch die Vorradbremse zu stark und die am Hinterrad zu wenig betätigt, riskiert einen Sturz.

Weiteres Problem: Bremst der Radler zu stark mit der Hinterradbremse, kann das Rad hinten ausscheren. Die Folge: Das Rad schlittert (vor allem auf Schotter), der Fahrer kann stürzen.

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2. Darf ich das? Welche Verkehrsregeln für Radler gelten

„S-Pedelec- und E-Bikes zählen zu den Leichtkrafträdern. Sie dürfen daher nicht auf dem Radweg fahren, sondern müssen auf der Straße fahren“, sagt Frank. Pedelecs hingegen zählen zu den normalen Fahrrädern.

„In Konstanz hat der Radverkehr einen hohen Stellenwert“, sagt Frank. Das bedeutet auch, dass die Infrastruktur für Radfahrer immer besser wird. „Auf Fahrradstraßen ist der Herr der Straße der Radfahrer und die Autofahrer sind nur geduldet“, erklärt er. Radler dürfen nebeneinander fahren.

Kleine Unterrichtseinheit: Werner Frank fragt die Kursteilnehmer ab, welche Bedeutung verschiedene Verkehrsschilder für Radfahrer haben.
Kleine Unterrichtseinheit: Werner Frank fragt die Kursteilnehmer ab, welche Bedeutung verschiedene Verkehrsschilder für Radfahrer haben. | Bild: Kerstin Steinert

Auf Radwegen ist es etwas komplizierter. Ist es ein blaues Schild mit je einem stilisierten Radler links und einem Fußgänger rechts aufgestellt, gibt es einen getrennten Rad- und Fußweg. Gibt es dagegen ein Schild mit und einem Fußgänger oben und Radfahrer unten, teilen sich beide den Bereich – ohne Abtrennung. Dann hat jeder die gleichen Rechte.

Eine Besonderheit in Konstanz ist auch, dass es Radlern erlaubt ist, in jede Einbahnstraße gegen die Fahrtrichtung zu fahren. Aber: Für S-Pedelecs und E-Bikes mit Kennzeichen gilt diese Regelung nicht.

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3. Der Helm muss richtig sitzen

Fahren ohne Helm? Für Werner Frank ein Ding der Unmöglichkeit. „Es besteht in Deutschland keine Helmpflicht. Nur wer ein E-Bike oder S-Pedelec fährt, ist dazu verpflichtet“, sagt Frank. Sinnvoll ist es auf jeden Fall: In den Jahren 2016 bis 2020 war laut dem Statistischen Bundesamtes mehr als jede zweite tödliche Fahrradunfallverletzung eine Kopfverletzung (54 Prozent).

Aber nur, weil Radler einen Helm tragen, sind sie noch nicht geschützt. Wichtig sei auch, dass der Helm richtig getragen wird. „Der Helm muss in einer geraden Linie sein. Er sollte nicht wie eine Cappy getragen werden“, sagt er.

Hindernisse nie steiler als im 45-Grad-Winkel anfahren Video: Kerstin Steinert

Ein weiterer wichtiger Hinweis: Der Kinnriemen muss fest sitzen. „Er sollte nicht über das Kinn zu ziehen sein“, sagt Frank. Sollte man stürzen, sitzt so der Helm nicht sicher und im schlimmsten Fall kann der Helm sogar vom Kopf rutschen.