Die Radolfzeller erwartet am kommenden Samstag, 11. Mai, im Milchwerk eine emotionale Veranstaltung – nämlich gute musikalische Unterhaltung, aber zugleich auch etwas Trauer. Denn das Orchester des Gesundheitsverbunds Landkreis Konstanz (GLKN), in dem Ärzte und Pfleger aus den Krankenhäusern im Landkreis als Hobbymusiker zusammen spielen, wird ein Abschiedskonzert für den Krankenhausförderverein geben.

Denn dieser wird sich nach der Schließung des Krankenhauses in Radolfzell wohl bald auflösen, auch wenn dies noch nicht beschlossen ist und erst in dessen kommender Sitzung Thema sein wird, wie der Vereinsvorsitzende Johannes Kögel berichtet.

Enge Verbundenheit mit Radolfzell

An diesem Samstagabend um 20 Uhr treffen laut Wolfram Lucke, Leiter der Singener Frauenklinik und des Orchesters, im Milchwerk zwei Handlungsstränge aufeinander: Zum einen die Geschichte des Orchesters, zum anderen die des Krankenhauses auf der Mettnau und seines Fördervereins. Von dem wollen die Ärzte, Pfleger und weiteren Krankenhausangestellten im Orchester mit dem Konzert nun Abschied nehmen. „Einige von uns waren viele Jahre im Radolfzeller Krankenhaus tätig. Das wird sehr emotional für uns“, berichtet Lucke. Eine Klarinettistin des Orchesters sei hier über 20 Jahre in der Pflege gewesen.

Zudem hielten die Musiker über viele Jahre ihre Proben im Krankenhaus ab, da Radolfzell in der Mitte des Landkreises der ideale Ort dafür gewesen sei. Zwar ist das Krankenhaus nun geschlossen. Doch viele ehemalige Mitarbeiter seien noch immer im Orchester dabei – und die Proben fänden an einem neuen Ort in Radolfzell statt. „Wir sind Ärzte, Krankenschwestern, Angestellte – die Menschen an der Basis. Wir fühlen uns mit Radolfzell und den Patienten und Menschen hier sehr verbunden“, sagt Lucke.

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Sie tragen nicht immer weiße Kittel und Skalpell

Genau diese Verbundenheit mit den Patienten sei vor acht Jahren auch Anlass zur Gründung des Orchesters gewesen – der zweite Handlungsstrang des Konzertabends. „Wir sind alles Laien, die im Landkreis leben und arbeiten, und kein engagiertes Profiorchester“, sagt Lucke, der als einer der wenigen im Orchester eine professionelle Ausbildung als Musiker hat. Das Orchester sei dafür da, die Bürger und das Krankenhauspersonal miteinander zu verbinden. „Sie sollen uns auch mal anders kennenlernen, als nur in weißen Kitteln und mit Skalpell oder Spritze in der Hand“, scherzt Lucke, der das Orchester seit dessen Gründung leitet.

In den ersten beiden Jahren habe die Gruppe ausschließlich intern gespielt. Seither habe sie einige öffentliche Auftritte im gesamten Landkreis gehabt, meist aber nur einmal pro Jahr. „Wir müssen natürlich lange proben, um so ein Konzert spielen zu können“, sagt Lucke. Zudem sei viel Planung erforderlich, um all die Hobbymusiker, die hauptberuflich meist in Schichten arbeiten, zu einem gemeinsamen Termin zusammenzubringen. Das Abschiedskonzert im Milchwerk plane man seit etwa 18 Monaten. Es habe drei Phasen von je sechs Wochen gegeben, in denen jeweils drei bis vier Proben stattgefunden hätten.

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Musiker bitten um Spenden anstatt Eintritt

Am Samstag werden laut Wolfram Lucke 48 Frauen und Männer auf der Bühne stehen, darunter Streicher, Bläser und sogar Paukenspieler. „Wir sind vermutlich das einzige Krankenhausorchester in ganz Deutschland, das eigene Pauken hat“, sagt Lucke stolz über seine Gruppe, die sich ihre Instrumente selbst finanziert.

Geplant ist ein etwa zweistündiges Konzert mit klassischer Musik. Beginn des Konzerts wird um 20 Uhr sein, der Einlass startet bereits ab 19 Uhr. Insgesamt sind laut Wolfram Lucke 500 Plätze verfügbar und eine Anmeldung vorab sei nicht notwendig. „Es wird aber keine nummerierten Plätze geben. Wer weit vorne sitzen will, sollte also frühzeitig da sein“, rät der Orchesterleiter.

Für die Mitglieder des Fördervereins sei der Eintritt frei. Alle weiteren Besucher bitten die Musiker um eine Spende beim Eintritt, die ihrem eigenen Geldbeutel, aber auch üblichen Konzertpreisen angemessen sein solle. Die Einnahmen aus dem Konzert kommen laut Lucke – wie bei Konzerten des Orchesters üblich – den Menschen des Ortes zugute, in dem die Musiker auftreten.